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... Fortsetzung: Helga
Köbler-Stählin, Zu der Ausstellung Behausungen In
ihren Arbeiten vertraut uns die in Frankenthal lebende Künstlerin ihre
individuellen Sinneseindrücke an, die wir im gemeinsamen Alltag erleben.
Doch Christa-Luise Riedel lebt über den kurzen Augenblick, über die Flüchtigkeit
medialer Informationen hinaus und nutzt ihr künstlerisches Können, um
den Geschehnissen ein neues Gesicht zu geben. In sensiblen Metaphern bannt
sie Naturkatastrophen und die damit einhergehende Zerstörung auf ihr
Material. Sie hält inne, um menschliche Zuwendung, um Gefühle
einzufordern, die wir unseren obdachlos gewordenen Mitmenschen schulden
sollten. Um Männer, Frauen, Kinder, die ihr Haus, welches Schutzburg, Rückzugsort
und Heimat ist, verloren haben, kreisen ihre Gedanken.
Das
Tryptichon „Tendenzen“ schildert von verheerenden Verwüstungen, die
alljährlich durch die globale Erwärmung entstehen. Christa-Luise Riedel
bezieht Position und konfrontiert den Betrachter mit diesen anthropogenen
Ausbrüchen der Natur. Helle Fetzen, die Spuren von Lebewesen, von Gebäuden
oder Einrichtungen andeuten, bettet die Künstlerin in schwarzen Lack. Die
Farbschlieren streicht sie nicht aus, sondern lässt sie bewusst stehen,
als seien es Tränen dieses kaum beschreibbaren Leids. Als sei es das
Kreuz, das eine immer breiter werdende Bevölkerung, gleich welcher
Nation, zu tragen hat. Das einst traute Heim, auch in ihrer Installation
aus Holzlatten gerade mal als Rudiment sichtbar, kann für die betroffenen
Geschöpfe allenfalls zur Behausung werden; ohne Schutz, ohne
Geborgenheit.
„Durch
Weisheit wird ein Haus gebaut, durch Verstand erhalten“, steht bei
Salomon Kapitel 24, Vers 3. Ein Notat, das uns an unsere Verantwortung,
die wir einst für die Erde bekommen haben, erinnert. In diesem Sinne darf
das Tryptichon „Stätten“ gelesen werden, in dem die Zeit mit all
ihren wunderbaren oder auch unheilvollen Geschehnissen zum Schlüsselerlebnis
wird.
Spuren
der vergangenen Zeit erleben wir noch einmal in den
"Spiegel-Bildern“. Der Fluss, trennendes Element von Schwesternstädten,
findet im Flussbett eine gemeinsame Behausung und ist durch den in Wellen
geschnittenen Spiegel subtil dargestellt. Auch die Arbeit
„Teichlandschaft“, mit dem Teich als wichtiges Domizil des Wassers,
greift den Leitgedanken auf. Im Spiegel-Bild „Der Blitz“ wird die auslöschende
Gewalt eines Naturereignisses und die damit verbundenen Auswirkungen auf
das Leben und Behausungen noch einmal verdeutlicht.
Christa-Luise
Riedel hat sich den Spiegel als neuen Werkgrund erschlossen. Mit dieser
stimmigen Idee gelingt es ihr, die Zerbrechlichkeit, die Wendung eines
stabilgeglaubten Zustandes in hohem Maße zu versinnbildlichen.
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